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Institutskolloquium: Herr PD Dr. Arne Schirrmacher (HU und Universität Regensburg)

Vortrag zum Thema "Im Laboratorium des Krieges. Wie der Erste Weltkrieg die Physik veränderte"
  • Wann 03.11.2015 von 15:15 bis 17:00
  • Wo Lise-Meitner-Haus, Christian-Gerthsen-Hörsaal
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Abstract: Nach einem Überblick über die Beteiligung von Physikern am Ersten Weltkrieg und ihren häufig selbstgesteckten Zielen, Wissenschaft für den Krieg zu mobilisieren, möchte ich in meinem Vortrag insbesondere Beispiele für die Rückwirkung der "kriegsphysikalischen Arbeit" auf die angewandte und Grundlagenforschung der Zwischenkriegszeit betrachten. So konnte Ernst von Angerer seine in Flandern durchgeführten "Versuche" als Grundlage seiner Habilitation über Schallausbreitung in der Atmosphäre verwenden, Paul Langevins Forschungen zur Ultraschallortung fanden ab 1927 Anwendung in den französischen Ozeanlinern und Douglas Hartree in England berechnete die Elektronenorbits von einer Reihe von Elementen mithilfe mathematischer Techniken, die er für Bahnen von Geschossen entwickelt hatte, die etwa die deutschen Zeppeline über London treffen sollten. Neben solchen konkreten Beispielen stellt sich die Frage nach allgemeinen Einflüssen. Gerade theoretische Physiker lernten im Laboratorium des Krieges das Experimentieren kennen und mache sogar schätzen. Es muss kein Paradox sein, dass der Krieg ein großes chemisches, physikalisches und technisches Labor war, und dennoch danach insbesondere Deutschland auf dem Gebiet der Theorie reüssierte.