Wichtige Begriffe zum Thema Gleichstellung und Antidiskriminierung
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Ableismus
Ableismus ist ein am Englischen Abelism angelehnter Begriff, der aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung stammt. Er beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, indem Menschen an bestimmten Fähigkeiten - laufen, sehen, sozial interagieren - gemessen und auf ihre Beeinträchtigung reduziert werden. Quelle: Diversity Arts Culture
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Ageism
Diskriminierung von alten Menschen (besonders die Bevorzugung junger Menschen gegenüber alten). Quelle: duden
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Agender
Agender Personen empfinden sich keiner spezifischen Geschlechtsidentität zugehörig oder lehnen das Konzept von Geschlecht für sich persönlich ab. Quelle: Universität Bielefeld
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Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist das einheitliche zentrale Regelungswerk in Deutschland zur Umsetzung von vier europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien, die seit dem Jahr 2000 erlassen worden sind. Nachdem mehreren Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland trat das AGG am 18. August 2006 schließlich in Kraft. Erstmals wurde in Deutschland ein Gesetz geschaffen, das den Schutz vor Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität durch private Akteure (z. B. Arbeitgeber, Vermieter, Anbieter von Waren und Dienstleistungen) umfassend regelt.
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Androzentrismus
Der Androzentrismus beschreibt eine Sicht auf die Welt, die Männer und Männlichkeit ins Zentrum stellt und als Norm setzt. Androzentrismus ist mit einem dichotomen Geschlechterverhältnis verbunden. Demnach werden Frauen als andere, als Nicht-Männer konzipiert. Mit der Normsetzung des Mannes geht die Universalsetzung der männlichen Perspektive als neutral einher; der Mensch ist eigentlich der Mann. Historisch kann dies zum Beispiel in Bürger- und Menschenrechtsdeklarationen gesehen werden. Diese behaupteten zwar für „alle Menschen“ zu gelten, schlossen jedoch Frauen sowie nicht-weiße Männer aus. Quelle: Universität Bielefeld
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Antimuslimischer Rassismus
bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, die aufgrund ihrer tatsächlichen oder auch bloß zugeschriebenen Religionszugehörigkeit als Muslime wahrgenommen werden. Im Vergleich zu den Begriffen Islamophobie oder Islamfeindlichkeit verweist die Bezeichnung antimuslimischer Rassismus auf die Vorstellung von Muslim*innen als homogener Gruppe, der bestimmte (zumeist negative) Eigenschaften zugewiesen werden und die als nicht zugehörig eingeordnet wird. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
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Antisemitismus
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen [im Sinne einer Zuschreibung] und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein." Der Begriff Antisemitismus entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Selbstbezeichnung im Kreise politisch aktiver Judenfeinde, die mit dem Begriff eine vermeintlich „rationale“ Grundlegung des Antisemitismus erzielen wollten. Eine neuere Form des Antisemitismus ist der „sekundäre Antisemitismus“. Dieser bezeichnet eine Form der Erinnerungsabwehr, bei der der Holocaust mithilfe verschiedener Konstrukte relativiert wird, beispielsweise indem Jüdinnen und Juden selbst die Schuld für ihre Verfolgung und Vernichtung zugeschrieben wird. Quelle: Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg
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Audismus
Audismus bezeichnet die Diskriminierung Tauber Menschen. Dieser liegt eine höhere Wertschätzung von Hören und Sprechen und eine Abwertung Tauber Menschen als „defekt“ zugrunde. Viele Hörende haben die Vorstellung, dass ein Leben ohne Gehör minderwertig sei. Eine Folge davon ist die Diskriminierung von Gehörlosenkultur und Gebärdensprache(n), die bis heute als weniger wert betrachtet und marginalisiert werden. Quelle: Diversity Arts Culture
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Barrierefreiheit
Nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (§4 BGG) sind barrierefrei bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.
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Behinderung
Menschen sind nach § 2 Abs. 1 SGB IX behindert, „wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn eine derartige Beeinträchtigung zu erwarten ist.“ Unterschieden werden verschiedene Grade der Behinderung, die die körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Auswirkungen der Funktionsbeeinträchtigung messen sollen. Eine förmliche Feststellung des Grades der Behinderung ist die für Geltendmachung bestimmter Rechte und für die Inanspruchnahme bestimmter Teilhabeleistungen und Nachteilsausgleiche notwendig. Der Grad der Behinderung wird anhand der sogenannten versorgungsmedizinischen Grundsätze festgestellt. Die Grade der Behinderung werden nach Zehnerschritten abgestuft und reichen von 20 bis 100. Wichtig dabei ist zu wissen, dass der Grad der Behinderung unabhängig vom ausgeübten Beruf festgestellt wird. Er sagt demnach nichts darüber aus, wie leistungsfähig der jeweilige Mensch mit Behinderung in Bezug auf einen konkreten Arbeitsplatz ist. Quelle: INKLUSION gelingt!
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Care Arbeit, Sorgearbeit
Care-Arbeit oder Sorgearbeit beschreibt die Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns. Darunter fällt Kinderbetreuung oder Altenpflege, aber auch familiäre Unterstützung, häusliche Pflege oder Hilfe unter Freunden. Bislang wurden diese Arbeiten überwiegend von Frauen geleistet, oft als unbezahlte Hausarbeit gesellschaftlich als notwendig und selbstverständlich angesehen. Aber mit dem Wandel der Geschlechterordnung werden auch Hausarbeit, Sorge und Fürsorge neu verteilt – weiterhin überwiegend zwischen Frauen. Migrantinnen aus armen Ländern bedienen die steigende Nachfrage in Ländern des globalen Nordens. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
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Chancengleichheit
Chancengleichheit wird in zwei Varianten diskutiert. Das Konzept der repräsentativen Chancengleichheit verlangt, dass der Zugang zu den gesellschaftlichen Gütern und Werten für alle Menschen, unabhängig von den ihnen zugeschriebenen Lebenslagen wie der Geschlechtszugehörigkeit, gleich sein soll. Im Gegensatz zur ergebnisorientierten repräsentativen Chancengleichheit geht das Konzept der bedingten Chancengleichheit davon aus, dass ein gleicher Zugang zu den gesellschaftlichen Ressourcen nur bei gleicher Eignung und Leistung gegeben sein sollte. Die bedingte Chancengleichheit führt daher dazu, dass ungleiche Ressourcenverteilung mit dem Verweis auf unterschiedliche Leistungen gerechtfertigt wird. Quelle: Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen, Glossar
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Cis
'Cis' ist das Gegenstück zu 'trans'. Die Vorsilbe 'cis' wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person sich mit dem Ge-schlecht identifiziert, dem sie bei der Geburt aufgrund der Genitalien zugewiesen wurde. Quelle: Queer Lexikon
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Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Die Abkürzung DGS bedeutet Deutsche Gebärdensprache. Die DGS verfügt über ein eigenständiges und komplexes Sprachsystem, das sich in seiner Grammatik grundlegend von der Deutschen Laut- und Schriftsprache unterscheidet. Sie ist als vollwertige Sprache in Deutschland seit dem Jahr 2002 anerkannt. Die DGS ist eine innerhalb der deutschen Gehörlosengemeinschaft gewachsene Sprache. Sie ist in ihrem Vokabular nicht bundesweit einheitlich, sondern verfügt über etliche Dialekte, vergleichbar mit der Deutschen Lautsprache (in Bayern spricht man z.B. anders als in Nordrhein Westfalen und gebärdet auch anders). Deshalb kann es in einigen Regionen Vokabeln geben, die in anderen nicht angewandt werden. Typisch hierfür sind sogenannte Idiome (= Redewendungen). Ein Grund für die starke Ausbildung von Dialekten in der Deutschen Gebärdensprache ist sicherlich, dass sie erst im Jahr 2002 offiziell anerkannt wurde. Ein weiterer Grund ist, dass die Deutsche Gebärdensprache lange in der Frühförderung und im Bildungsbereich verpönt war. So entwickelte sie sich meist erst im Verborgenen während Kindergarten- und Schulzeit ohne überregionalen Bezug und Austausch mit anderen Gleichaltrigen oder Erwachsenen. Quelle: Deutscher Gehörlosen-Bund e.V.
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Diversität, Vielfalt
Vielfalt, bezieht sich je nach Verständnis auf die Vielfalt von Lebenslagen und Lebensweisen, Herkünften, Identitäten, Berufserfahrungen, Sichtweisen und Werten von Men-schen. Diversity wird oft als Synonym für die Unterschiedlichkeit und Verschiedenheit von Menschen verwendet. Ein antidis-kriminatorisches Diversity-Verständnis bezieht sich nicht auf ,Unterschiede‘ oder ,Merkmale‘, sondern auf Ungleichheitsverhältnisse und zielt auf den Abbau von Diskriminierung und Herrschaft. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung
ist ein innovativer Ansatz zur Veränderung von Organisationen, die die gesellschaftliche Vielfalt nicht (genug) abbilden. Ziel ist es, einen wertschätzenden Umgang mit Diversität zu erreichen und (strukturelle) Diskriminierung abzubauen. Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung reagiert auf den steigenden Bedarf und die Notwendigkeit, Diversität als Querschnittsthema in Institutionen zu verankern. Dabei werden Ansätze der Antidiskriminierungsarbeit mit Ansätzen der Organisationsentwicklung kombiniert. Der Blick ist zunächst nach innen gerichtet um Wertorientierungen, Haltungen, Normen oder auch (Kommunikations-)Abläufe im Hinblick auf Ausschlüsse zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Auch die Umsetzung rechtlicher Vorgaben, die auf dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz oder auf verschiedenen verbindlichen Menschenrechtskonventionen fußen, können Teil solcher Organisationsentwicklungsprozesse sein. Zentral ist es, strukturelle Barrieren, die Ausschlüsse und Diskriminierung zur Folge haben, abzubauen und einen wertschätzenden Umgang mit Diversität, beispielsweise im Team, zu fördern. Fragen in der Diversitätsorientierten Organisationsentwicklung können sein: Wie kann eine diskriminierungsarme Arbeitskultur aussehen, in der Raum für unterschiedliche Arbeitsweisen besteht und alle wertgeschätzt werden, auch Personen aus marginalisierten Communities? Wie können Stellenausschreibungen Menschen mit unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten ansprechen? Wie können unterrepräsentierte Communities besser erreicht werden? Wie kann eine barrierearme und respektvollere Kommunikation aussehen? Wie können Künstler*innen mit Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen (besser) eingebunden und gestärkt werden? Welche Verfahren und Prinzipien gelten im Falle von Diskriminierung? Und wie kann das Thema Diversität strukturell verankert werden, zum Beispiel durch ein Leitbild? Quelle: Diversity Arts Culture
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Diversity Management
Ursprünglich im Kontext der amerikanischen Unternehmens-philosophie die Wahrnehmung, das bewusste Wertschätzen und Nutzen der Unterschiedlichkeiten von Beschäftigten. Diversity Management wird zunehmend auch an Hochschulen in Deutschland als gleichstellungspolitisches Konzept. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Dysphorie
Dysphorie bezeichnet die mentale Belastung, die daraus entsteht, wenn das von anderen wahrgenommene Geschlecht bzw. das eigene Körperbild nicht mit der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Genderdysphorie wurde 2013 im DSM-5 der American Psychiatric Association eingeführt, um den negativ belasteten Begriff der Gender Identity Disorder zu ersetzen. Die weiterbestehende Definition von Dysphorie als psychische Erkrankung wird jedoch von einigen Stellen kritisiert, da sie zur anhaltenden Stigmatisierung und Pathologisierung von Trans* identität beiträgt. Quelle: Universität Bielefeld
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Empowerment
Empowerment (Selbstbefähigung, Selbstbemächtigung, Stärkung von Eigenmacht und Autonomie) bezeichnet biografische Prozesse, in denen Menschen ein Stück mehr Macht für sich gewinnen – Macht verstanden als Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen (participation in political decision-making) oder aber als gelingende Bewältigung alltäglicher Lebensbelastungen (mastery). Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
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Entgeltgleichheit
Abschaffung einer diskriminierenden Bewertung der Erwerbsarbeit von Frauen und Männern – es geht um die tatsächliche Durchsetzung des so genannten Equal-Pay-Grundsatzes: "Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit“.
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Gender
Konzept der feministischen Theorie, das die kulturelle und soziale Dimension der Strukturkategorie Geschlecht bezeichnet. Ursprünglich wurde Gender im Gegensatz zu „sex“, der biologischen Fundierung der Geschlechtszugehörigkeit, konzipiert. Diese dichotome Differenzierung des Geschlechts in „sex“ und „gender“, die einem Natur-Kultur-Dualismus folgt, wurde von poststrukturalistischen Theorien infrage gestellt, die die Annahme vertreten, dass auch das biologische Geschlecht („sex“) Ergebnis diskursiver, performativer Praktiken sei. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Gender Bias
Geschlechterbezogene Verzerrungen der Wirklichkeit in Form von stereotypen Vorannahmen und Zuschreibungen, die sich in Bewertungsmustern niederschlagen. Geschlechterbezogene Verzerrungseffekte sind systematische Effekte, die absichtlich oder unabsichtlich auftreten, und wirken im Hochschul- und Wissenschaftskontext vor allem bei Leis-tungszuschreibungen in Personalauswahlverfahren oder in Begutachtungsverfahren von Publikationen (peer Review-Verfahren). Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Gender Mainstreaming
Umsetzung einer Richtlinie der Europäischen Kommission zur Gleichstellung. Strategie, die die Berücksichtigung von Gleichstellung als Ziel auf allen Ebenen von Entscheidungs-prozessen integriert und damit Gleichstellung als Querschnittsaufgabe begreift. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Gläserne Decke
Ann Morrison und ihre Mitarbeiter 1987 führten unter dem Begriff "Gläserne Decke" verschiedene Komponenten zusammen (Morrison et al. 1987). Sie meinen die unsichtbaren Prozesse und Faktoren, die Frauen effektiv vom Zugang zu Führungspositionen abhalten. Zu diesen Prozessen zählen die bereits genannten Aspekte, aber vor allen Dingen die Männerkultur in Unternehmen. So kommt es häufig dazu, dass Männer durch ihre männlichen Vorgesetzten gefördert werden, während Frauen Karrierechancen verweigert werden. Damit führt die Bevorzugung männlicher Arbeitnehmer auch zur männlichen Statussicherung, Sicherung der männlichen Kernbelegschaft und zu einer Manifestierung der derzeitigen Situation in Führungsebenen. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
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Gleichstellung der Geschlechter
Gleichstellung der Geschlechter meint die Förderung der geschlechtlichen Vielfalt z.B. durch Sprachleitfäden, den Einsatz für die Anerkennung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, den Abbau von Annahmen der Zweigeschlechtlichkeit und der heteronormativen Vorstellung von Geschlechterrollen, die Förderung der Vereinbarkeit (auch gerade bei Pflegeverantwortung) und die Sensibilisierung für vielfältige Familienkonstellationen, aber auch die Förderung von Schnittstellenthemen wie geschlechtergerechte Gesundheitsförderung. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Heteronormativität
Heteronormativität beschreibt eine Weltanschauung und ein gesellschaftliches Wertesystem, das nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen (ein Mann und eine Frau) zwischen diesen Geschlechtern anerkennt und als normal ansieht. Quelle: Diversity Arts Culture
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Homophobie, Homofeindlichkeit
Homofeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von schwulen und lesbischen Menschen. Sie äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber schwulen und lesbischen Menschen oder Menschen, die als schwul oder lesbisch wahrgenommen werden. Quelle: Queer Lexikon
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Inter
Inter Menschen sind Menschen, deren körperliches Geschlecht (beispielsweise die Genitalien oder die Chromosomen) nicht der medizinischen Norm von ‘eindeutig’ männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden kann, sondern sich in einem Spektrum dazwischen bewegt. Bis heute werden die Genitalien von inter Kindern nach der Diagnose operativ einem der beiden der medizinischen Norm entsprechenden Geschlechter, meist dem weiblichen, angeglichen. Dies geht teilweise mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Problemen einher. Quelle: Queer Lexikon
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Intersektionalität
beschreibt das Überschneiden und Zusammenwirken von verschiedenen Diskriminierungsformen. Menschen vereinen verschiedene Eigenschaften und Identitäten in sich. Intersektionalität berücksichtigt, dass Menschen oft wegen mehreren Eigenschaften/ Identitäten benachteiligt werden. Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz sind folgende Diskriminierungsdimensionen festgehalten: „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität“ (AGG, §1). In unserer Arbeit ergänzen wir diesen Katalog um Benachteiligungen aufgrund der sozialen Herkunft sowie der sozialen und ökonomischen Position. Die Diskriminierungsdimensionen entsprechen aber nicht einheitlichen Gruppen. Eine Person kann beispielsweise gleichzeitig eine Frau, Schwarz und lesbisch sein und deswegen Sexismus, Rassismus und Homophobie erfahren. Die verschiedenen Formen von Diskriminierung addieren sich aber auch nicht einfach, sondern führen zu eigenen spezifischen Diskriminierungserfahrungen. Eine Schwarze lesbische Frau kann zum Beispiel sowohl in der Schwarzen Community als auch in der queeren Community Ausschlüsse erfahren. Auch macht sie beispielsweise andere Erfahrungen als ein Schwarzer Mann oder eine weiße Frau. In Deutschland wurde der Begriff Intersektionalität unter anderem von Schwarzen Frauen, Frauen of Color, lesbischen Frauen, jüdischen und muslimischen Frauen und Frauen mit Behinderungen verwendet, um Kritik an der Frauenbewegung zu üben, die ihre Lebensrealitäten nicht genug berücksichtigte. Quelle: Diversity Arts Culture
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Klassismus
Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position. Es geht bei Klassismus also nicht nur um die Frage, wie viel Geld jemand zur Verfügung hat, sondern auch welchen Status er hat und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen er aufgewachsen ist. Klassismus richtet sich mehrheitlich gegen Personen einer „niedrigeren Klasse“. Der Begriff Klassismus ist ein noch nicht sehr weitverbreiteter Begriff, der „classism" aus dem US-amerikanischen Kontext ins Deutsche transportiert. Er knüpft nicht an eine bestimmte Definition von Klasse an, wie zum Beispiel die von Marx, Bourdieu oder Max Weber. Vielmehr wurde mit dem Begriff eine eigene Setzung vorgenommen, bei der nicht davon ausgegangen wurde, dass alle die oben genannten Theorien kennen. Der Begriff wurde maßgeblich durch die Erfahrungen von Communities geprägt, die mehrfachdiskriminiert werden, also zum Beispiel durch Gruppen innerhalb der Frauenbewegung oder der „Black Movements“, die Klassismus erfahren. Mit dem Begriff werden deswegen verschiedene Diskriminierungsdimensionen aus einer intersektionalen Perspektive berücksichtigt. Außerdem umfasst der Begriff nicht nur die ökonomische Stellung von Menschen, sondern auch die verschiedenen Abwertungserfahrungen auf kultureller, politischer, institutioneller und individueller Ebene. Quelle: Diversity Arts Culture
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Kooption, homosoziale
Homosoziale Kooption bezeichnet den Mechanismus, dass in Gremien oder anderen personellen Zusammenschlüssen dem bereits bestehenden Personenkreis Mitglieder nach dem Ähnlichkeitsprinzip hinzugefügt werden. Nur solche Personen erhalten Zugang zu einflussreichen Positionen, die denjenigen Personen, die bereits in diesen Positionen zu finden sind, möglichst ähnlich sind, also z.B. das gleiche Geschlecht haben oder einen ähnlichen Bildungsweg. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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leaky pipeline
„Ieaky pipeline“ bezeichnet das Phänomen des „Herauströpfelns“ von Frauen und beschreibt damit, dass beim Aufstieg in höhere Karrierestufen überproportional viele Frauen ausscheiden. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Lookismus
Lookismus bezeichnet die Benachteiligung und Bewertung von Menschen aufgrund des äußerlichen Erscheinungsbilds, der Kleidung oder bestimmter Körpermerkmale. Lookismus liegen bestimmte Normalitätserwartungen an Aussehen und Körper zugrunde, die mit anderen Diskriminierungsdimensionen zusammenhängen können. Eine Abweichung von diesen Erwartungen wird häufig negativ gewertet und kann zum Ausgangspunkt weiterer negativer Projektionen auf die betroffene Person werden und zur Ausgrenzung führen. Quelle: Gender und Diversity Portal der Uni Freiburg
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LSBT, LSBTI, LSBTIQ, LSBTI*
"LSBTIQ" oder ähnliche Zusammensetzungen dienen als Abkürzung für "Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen". "LSBTIQ" steht entsprechend für "lesbisch, schwul, bisexuell, trans-, intergeschlechtlich und queer". Diese Abkürzungen beschreiben strategische Allianzen zwischen Menschen mit sehr verschiedenen Lebensrealitäten, Bedarfen und Zielen, die jedoch alle von Diskriminierungen betroffen sind, weil sie den herrschenden Vorstellungen über Geschlecht und Begehren nicht entsprechen. In manchen Schreibweisen werden weitere Buchstaben wie zum Beispiel "a" für asexuell oder ein Sternchen (*) als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen hinzugefügt. Quelle: Regenbogenportal
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Mehrdimensionale Diskriminierung
Der Begriff erfasst das Verwobensein von mehreren miteinander verschränkten Benachteiligungen und begegnet damit einer in sozialwissenschaftlichen Analysen von Diskriminierung häufig stattfindenden Reduzierung der untersuchten Personengruppen auf ein ,Merkmal‘, einen spezifischen Grund der Diskriminierung oder eine einzelne Dimension der Unterdrückung. Die Verwendung des Konzepts resultiert aus der theoretischen Auseinandersetzung mit einer machtkritischen Diversitäts- und Intersektionalitätsforschung sowie aus dem Anspruch der Umsetzung eines antidiskriminierungspolitischen Konzepts von Diversity Management. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Menschen mit Behinderungen/ Menschen, die behindert werden
Menschen mit Behinderungen/ Menschen, die behindert werden ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die durch die Gesellschaft im Alltag Behinderung erfahren müssen. Die Formulierung setzt ein Zeichen dafür, dass Menschen nicht behindert sind, sondern durch die Gesellschaft behindert werden. Quelle: Ein Glossar der Fachstelle Kinderwelten
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Misgendern
„Misgendern“ bedeutet, dass eine Person auf eine Weise angesprochen wird, die nicht ihrem Geschlecht entspricht. Das heißt, es werden zum Beispiel die falschen Pronomen (er/sie) oder eine falsche Anrede (Herr/Frau) verwendet. Meistens passiert das, weil davon ausgegangen wird, dass wir jeder Person ihr Geschlecht ansehen könnten und es nur zwei Geschlechter, nämlich weiblich und männlich, gäbe. Besonders für Personen, die keine oder neutrale Pronomen und eine neutrale Anrede verwenden, ist es eine alltägliche Erfahrung, misgendert zu werden. Zu einem respektvollen Umgang gehört es, zu berücksichtigen, dass die Geschlechtsidentität einer anderen Person sich nicht am Namen oder Aussehen festmachen lässt. Der bevorzugte Name ebenso wie die geschlechtliche Identität und somit Pronomen einer Person sollten in Erfahrung gebracht und dann bei der mündlichen und schriftlichen Kommunikation verwendet werden. Quelle: Freie Universität Berlin
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Misogynie
Unter Misogynie wird die Vorstellung verstanden, dass Frauen weniger wert als Männer und ihnen unterlegen seien. Der Begriff stammt aus dem Altgriechischen (misos = Hass | gyne = Frau) und wird als ‚Frauenhass‘ oder ‚Frauenfeindlichkeit‘ übersetzt. Geier (2020, Logik und Funktion von Misogynie. Probleme und Perspektiven) zufolge ist Misogynie ein Oberbegriff, unter den eine Reihe von Mechanismen fallen, die Geschlechter(-differenzen) nutzen, um soziale Ungleichheit herzustellen. Ob Sexismus Teil von Misogynie ist oder umgekehrt, darüber gibt es keine allgemeine Einigung. Stattdessen werden die Bezeichnungen ‚Sexismus‘, ‚Misogynie‘ und z.T. auch ‚Antifeminismus‘ je nach Länderkontext häufig synonym verwendet. In der Praxis gehen sie ohnehin ineinander über, ihre sprachliche Differenzierung dient vor allem analytischen Zwecken. Amlinger und Schmincke halten fest, dass eine misogyne Haltung oft Voraussetzung antifeministischer Aktionen sei, beides aber auch parallel wirken könne. Einen Versuch der Unterscheidung zwischen Sexismus und Misogynie hat Kate Manne unternommen. Sie sagt, Sexismus liefere die theoretische Basis, aufgrund derer Misogynie praktisch zur Anwendung kommen könne. Zentral nach Manne ist die Idee, dass Frauen als gebende Menschen gesehen werden, Männer als nehmende. „In dieser Ökonomie moralischer Güter sind Frauen verpflichtet, dem Mann etwas zu geben, aber nichts zu verlangen“ (Manne, 2020, 61), woraus eine Anspruchshaltung von Männern gegenüber Frauen resultiere. Diese gelte es zu erfüllen, um nicht Opfer von strafender Misogynie zu werden. Misogynie erfüllt hier den Zweck der sozialen Kontrolle von Frauen. Sie ist ein Instrument der Maßregelung, um dieses System von Geben und Nehmen zu gewährleisten. Aus diesem Grund beinhaltet Misogynie auch ein Festhalten an Geschlechtsbinarität. Nur in einer patriarchalen Gesellschaft mit klar definierten Rollen kann diese Über- und Unterordnung Bestand haben. Zentral ist geschlechtsspezifische Rollenkonformität. Quelle: Fachstelle Gender & Diversität NRW
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Nachteilsausgleich
Verstanden im Sinne des Sozialgesetzbuchs als Ausgleich für Menschen, die aufgrund einer Behinderung oder Krankheit bestimmte Nachteile haben. Beispiele für Nachteilsausgleiche sind z.B. flexible Anwesenheitszeiten oder die Gewährung längerer Bearbeitungszeiten für Hausarbeiten für Studierende mit bestimmten Einschränkungen oder die Bereitstellung technischer Hilfsmittel. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
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Nichtbinär
Als nichtbinär oder nonbinary bezeichnen sich Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren, sondern als beides gleichzeitig, zwischen männlich und weiblich oder als weder männlich noch weiblich. Ein Beispiel für eine nichtbinäre Identität ist genderqueer. Nonbinary ist auch inklusiv für inter Menschen. Quelle: Queer Lexikon
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Othering
Von Othering spricht man, wenn eine Gruppe oder eine Person sich von einer anderen Gruppe abgrenzt, indem sie die nicht-eigene Gruppe als andersartig und fremd beschreibt. Dies geschieht in der Regel innerhalb eines Machtgefälles: die als anders Beschriebenen sind von Diskriminierung betroffen und haben deswegen wenig Möglichkeiten, sich gegen die Zuschreibung zu wehren. Othering (von englisch other = anders) bezeichnet die Distanzierung von einer Gruppe, deren Eigenschaften, Bedürfnisse und Fähigkeiten als besonders hervorgehoben werden. Unabhängig davon, ob die in den Mittelpunkt gerückten Eigenschaften positiv oder negativ gewertet werden, werden sie als abweichend von der Norm interpretiert und die der Gruppe zugehörigen Personen damit ausgegrenzt. Meist wird die andere Gruppe im Vergleich aber abgewertet und durch diese Abwertung das eigene positive Selbstbild erzeugt: Um die eigene Gruppenidentität zu bilden, zu stärken und als Norm zu bestätigen, braucht es die Abgrenzung von der anderen Gruppe. Oft entsprechen die Eigenschaften, Bedürfnisse und Fähigkeiten, die der dominanten Gruppe als Abgrenzungsmerkmale dienen, den Diskriminierungsdimensionen, die im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz benannt werden. Gruppen werden beispielsweise wegen ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität, einer Behinderung oder aufgrund rassistischer Zuschreibungen zu Anderen gemacht. Dabei wird die Gruppe als Einheit wahrgenommen und als Ganze beispielsweise für die Handlungen einzelner Personen verantwortlich gemacht. Der Begriff Othering wird im Deutschen manchmal mit VerAnderung oder Fremd-Machung übersetzt. Quelle: Diversity Arts Culture
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Pathologisierung
Pathologisierung bedeutet, dass die Identität, der Körper, die Empfindungen, Wahrnehmungen oder Beziehungen einer Person – entgegen deren eigener Wahrnehmung – als „krankhaft“ oder „gestört“ bezeichnet werden, weil sie von der medizinischen oder gesellschaftlichen Norm abweichen. So wurden und werden zum Teil auch heute noch lsbtiq* Menschen pathologisiert, indem ihre Identitäten, Körper oder Verhaltensweisen in medizinischen Klassifikationen wie der ICD (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) als psychische oder physische Krankheiten aufgeführt wurden oder werden. Der Begriff „Pathologisierung“ weist darauf hin, dass unter dem Deckmantel der (vermeintlichen) medizinischen Neutralität oder Tatsachenfeststellung negative Bewertungen vorgenommen werden, die eigentlich auf veränderbare – und häufig diskriminierende – gesellschaftliche Normen zurückgehen und diese gleichzeitig stützen. Quelle: Regenbogenportal
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Patriachat
Das Patriarchat ist ein gesellschaftliches System, in welchem alle Arten von Macht, wie politische Führung, moralische Autorität, soziale Privilegien und wirtschaftliche Kraft, in männlicher Hand liegen. Diese Zentrierung von Macht unter männlicher Kontrolle geht einher mit Ideologien, die dies rechtfertigen. Eine der Rechtfertigungen ist die Konstruktion einer inhärenten Geschlechterdifferenz, die Männer dazu befähigt, diese Macht innezuhaben und mit ihr umzugehen, während Frauen nach dieser Denkrichtung nicht dazu in der Lage sind (siehe auch Sexismus). Quelle: Universität Bielefeld
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People of Color, PoC, BIPoC
Die Begriffe Black People, Indigenous People and People of Color (im Singular Person of Color) sind eine Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismus erfahren. In dieser Bedeutung wird der Begriff seit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern verwendet. Als Wiederaneignung und positive Umdeutung der abwertenden Zuschreibung “colored” beschreibt People of Color ein solidarisches Bündnis von unterschiedlichen Communities, die strukturelle Ausschlusserfahrungen aufgrund von Rassismus machen. Mit Bezug auf diese solidarische Idee verwenden in den letzten Jahrzehnten verstärkt auch marginalisierte Communities in Deutschland und anderen Ländern des Globalen Nordens die Selbstbezeichnung People of Color, um auf eine gemeinsame Rassismuserfahrung zu verweisen. Mit dem Begriff grenzen sie sich bewusst von Bezeichnungen wie Migrant*in bzw. Migrationshintergrund ab, die den sprachlichen Fokus auf die Migrationserfahrung legen und nicht den erlebten Rassismus thematisieren. Da nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund Rassismus erfahren (zum Beispiel weiße Migrant*innen aus bestimmten EU-Ländern) und viele Menschen Rassismuserfahrungen machen, die statistisch keinen Migrationshintergrund haben (statistisch besteht Migrationshintergrund nur für Eingewanderte und ihre Nachfahren der ersten und zweiten Generation), ist der Begriff in Bezug auf das Thema Diskriminierung wenig aussagekräftig. Der Begriff PoC wird auch in Wechselwirkung mit dem Begriff weiß verwendet. Die Rassismuserfahrungen der Menschen, die sich mit dem Begriff identifizieren, können sehr unterschiedlich sein. Viele Communities verwenden zusätzlich zum Begriff People of Color oder stattdessen weitere Selbstbezeichnungen, zum Beispiel den Begriff Schwarz (mit großem S), den Menschen, die Teil der afrikanischen Diaspora sind als Selbstbezeichnung verwenden. Oder Rom*nija, eine Selbstbezeichnung von Mitgliedern der Roma-Community. Der Begriff PoC beschreibt, ähnlich wie Schwarz oder weiß, keine Hautschattierungen. Es geht um die Marginalisierung aufgrund von Rassismus. In Deutschland zählen daher unter anderem Menschen aus der afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Diaspora dazu. Dabei spielt ein eurozentrischer, rassifizierender Blick eine Rolle, der eine Folge der einstigen, nicht aufgearbeiteten Kolonisierung vieler Länder ist. Vor allem im Zusammenhang mit den Black Lives Matter Protesten in den 2020er Jahren hat die Abkürzung BIPoC an Bedeutung gewonnen, um zu unterstreichen, dass nicht alle nicht-weißen Menschen die gleiche Diskriminierung erfahren. Aber auch Orientalismus trägt dazu bei, dass Stereotype ständig reproduziert werden. Daher machen auch zum Beispiel Menschen türkischer und arabischer Herkunft Rassismuserfahrungen unter anderem auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, im Bildungsbereich und auch im Kulturbetrieb aufgrund ihrer (zugeschriebenen) Kultur oder Religion. Im Deutschen gibt es derzeit keine Entsprechung für den Begriff People of Color/PoC. Andere Wörter, die versuchen, den Begriff ins Deutsche zu übersetzen, sind Fremdbezeichnungen mit meist rassistischer Geschichte und sollen daher nicht verwendet werden. Quelle: Diversity Arts Culture
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Privileg(ien)
Inversion des Konzepts von Diskriminierung, welches den Fokus auf jene legt, die von Ungleichheitsstrukturen profitieren. Diese Ungleichheitsstrukturen bieten privilegierten Gruppen und Individuen eine strukturelle Bevorteilung. Dies kann rechtlich kodifiziert sein, muss es jedoch nicht (z. B. das Recht auf Ehe und Adoption und die damit verbundenen Möglichkeiten und Vorteile, welche in vielen Ländern heterosexuellen Paaren vorbehalten sind). Privilegierung kann somit auch als die Abwesenheit von Benachteiligung oder Nicht-Erfahrung von Diskriminierung beschrieben werden. Da Privilegien generell mit kultureller Dominanz und Deutungshoheit verbunden sind, wird die Erfahrung privilegierter Gruppen oft als Norm gesetzt. Die Existenz und das Wirken von Privilegien werden damit ausgeblendet, so dass vielen privilegierten Personen nicht bewusst ist, dass sie dies sind. Geschlecht und Rassifizierung sind dabei nur zwei von vielen sozialen Konstruktionen aufgrund derer Personen privilegiert sein können. Quelle: Universität Bielefeld
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Queer
Queer ist ein Sammelbegriff für Personen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung (wen sie begehren oder wie sie lieben) nicht der heteronormativen Norm entspricht. Queer wird auch verwendet, um Bewegungen und Dinge zu bezeichnen, die mit queeren Menschen in Verbindung stehen, wie zum Beispiel die queere Szene, Queer Studies oder queere Filmfestivals. Der Begriff kommt aus dem Englischen und bezeichnet zunächst Dinge oder Personen, die meist im negativen Sinn von der Norm abweichen. Er lässt sich mit „seltsam“, „eigenartig“ oder „sonderbar“ übersetzen. Er wurde benutzt, um abwertend insbesondere über Homosexuelle aber auch andere Personen zu sprechen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht der heteronormativen Norm entspricht. Im Zuge der Aids-Bewegung gelang es der queeren Community jedoch, den Begriff wieder aufzuwerten (reclaiming), sodass für viele Menschen queer heute ein positiver Begriff ist und sie sich gerne queer nennen. Als Sammelbegriff ist das Wort sehr offen und bietet vielen Menschen ein Identifikationsangebot. Wie bei allen Selbstbezeichnungen möchten sich aber nicht alle Personen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht der heteronormativen Norm entspricht, mit dem Begriff identifizieren. Manche finden andere Begriffe wie zum Beispiel schwul, lesbisch oder trans für sich besser. Sie haben Bedenken in der großen queeren Community an Sichtbarkeit zu verlieren. Manchen gefällt auch der politische Zusammenhang nicht, in dem queer verwendet wird. Außerdem wird das Wort queer immer noch sowohl als Schimpfwort als auch als Selbstbezeichnung verwendet. Quelle: Diversity Arts Culture
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Queer Studies
Theorierichtung, die alle essentialisierenden Identitätspolitiken, vor allem in Bezug auf die Kategorien „Geschlecht“ und „Sexualität“, ablehnt. Infragestellung und Kritik an Heteronormativität, jeglicher stabilen Geschlechterordnung, Homophobie und heterosexistischen Ausschlüssen. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
- R ↑
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Rassismus
Diskriminierung aufgrund der biologistischen Annahme natürlicher Unterschiede zwischen den Menschen, die in rassistischen Kontexten mit dem Begriff der „Rasse“ bezeichnet werden. Dabei wird von äußeren Merkmalen auf bestimmte Befähigungen, Rechte, Privilegien etc. geschlossen. Rassistische Vorurteile und Stereotype dienen der Rechtfertigung von hegemonialen Machtverhältnissen; aufgrund von Rassismen werden Menschen verfolgt und von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder bestimmten Bereichen ausgeschlossen. Extreme Formen des Rassismus sind Apartheit, Pogrome und Genozide. Quelle: Glossar im Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen
- S ↑
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SBGG, Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag, Selbstbestimmungsgesetz
Am 01. November 2024 tratt das Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG) in Kraft und soll somit das veraltete Transsexuellen Gesetz (TSG) und das damit verbundene Gerichtsverfahren ablösen. Dieses Gesetz ermöglicht es trans*-, inter* und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und ihre(n) Vornamen, durch eine Erklärung, vor dem Standesamt ändern zu lassen. Personen, deren Geschlechtsidentität von ihrem Geschlechtseintrag im Personenstandsregister abweicht, können diesen in männlich, weiblich oder divers ändern. Es kann auch auf eine Geschlechtsangabe komplett verzichtet werden. Quelle: BMFSJ
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Schwarz
Der Begriff Schwarz wird oft als Selbstbezeichnung von Menschen afrikanischer und afro-diasporischer Herkunft, schwarzen Menschen, Menschen dunkler Hautfarbe und people of colo(u)r gewählt. Das großgeschriebene „S“ wird bewusst gesetzt, um eine sozio-politische Positionierung in einer mehrheitlich weiß dominierten Gesellschaftsordnung zu markieren und gilt als Symbol einer emanzipatorischen Widerständigkeitspraxis. Quelle: Diversity Arts Culture
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Sexismus
Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Sexismus ist die soziale Konstruktion von Unterschieden zwischen Geschlechtern, welche die ideologische Grundlage für Diskriminierung, Abwertung, Benachteiligung und Unterdrückung aufgrund von Geschlecht darstellt. Damit verbunden sind Stereotype und Vorurteile, welche Erwartungen, Wahrnehmung sowie das Verhalten gegenüber den Geschlechtern formen. Die Forschung unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Sexismus. Unter traditionellem Sexismus wird generell eine Art offener Sexismus verstanden, welcher unumwunden Menschen aufgrund des Geschlechts diskriminiert. Moderner Sexismus hingegen ist subtiler. Darunter fallen z. B. die Leugnung von weiterhin existierender Diskriminierung in modernen Gesellschaften oder die Ablehnung von Maßnahmen zur Minderung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Auf einer anderen Achse wird zwischen hostilem und wohlwollendem Sexismus unterschieden. Während hostiler Sexismus – ähnlich dem offenen Sexismus – offen und klar in seiner Ablehnung ist (z. B. durch Beschimpfung von Frauen, die nicht entsprechend klassischer Rollenbilder handeln), beschreibt wohlwollender Sexismus Verhalten, welches weiterhin von klassischen Rollenbildern abhängt, jedoch die positiven Stereotype herausstellt und z. B. die Schutzbedürftigkeit von Frauen betont. Theoretisch können der Definition entsprechend auch Männer negativ von Sexismus betroffen sein (z. B. durch das Absprechen von Emotionalität). Aufgrund des Machtgefälles zwischen Männern und Frauen und anderen marginalisierten Geschlechtern in modernen Gesellschaften sind sie in sexistischen Gesellschaften jedoch generell privilegiert. Quelle: Gender Glossar, Universität Bielefeld
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Soziale Herkunft
Soziale Herkunft als Diversity-Merkmal bezeichnet das sozialkulturelle Erbe, die milieu- bzw. schichtspezifische Verortung eines Menschen durch die Betrachtung der Lebenssituation der Eltern. Im Hochschulkontext wirkt sich die soziale Herkunft insbesondere auf die Faktoren Hochschulzugang, Studienfinanzierung, -verlauf und -erfolg aus. Quelle: Gender und Diversity Portal der Uni Freiburg
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TIN
TIN steht für trans*, inter*, nicht-binär und fungiert als Sammelbegriff für diese Gruppen. Quelle: Universität Bielefeld
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trans*
Trans* ist eine Selbstbezeichnung von und für Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Der Stern am Ende des Wortes ist ein Platzhalter. Er weist darauf hin, dass es nicht nur die Geschlechter „männlich” und „weiblich” gibt, sondern ein ganzes Spektrum von Geschlecht, Geschlechtsidentitäten und Körperlichkeiten. Quelle: Diversity Arts Culture
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Transfeindlichkeit
Transfeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von trans Menschen. Dies äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber trans Personen oder Menschen, die als trans wahrgenommen werden. Als internalisierte Transfeindlichkeit wird die Feindlichkeit bezeichnet, die gegen die eigene trans Identität und damit gegen sich selbst gerichtet ist. Dies passiert oft in einer transfeindlichen Umgebung und/oder vor dem eigenen inneren Coming out. Quelle: Queer Lexikon
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Transsexuellengesetz, TSG
Das deutsche Transsexuellengesetz (TSG) wurde im Jahre 1980, mit Wirkung ab 1. Januar 1981, unter dem Titel Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen (Transsexuellengesetz – TSG) verabschiedet. Es ermöglichte Menschen, rechtlich in ihrem von ihrem bei der Geburt festgestellten Geschlecht abweichenden Geschlecht anerkannt zu werden. Das TSG wurde während seiner gesamten Geltungszeit als restriktiv und entwürdigend kritisiert, forderte mit dem Grundgesetz unvereinbare tiefe Einschnitte in die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Personen und mehrere Paragraphen wurden in im Verlauf seiner Geltung wegen Verfassungswidrigkeit verändert oder gestrichen.1, 2, 3 Am 12. April 2024 beschloss der Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), welches das TSG mit Wirkung vom 1. November 2024 vollständig ablöste und die Änderung des Geschlechtseintrags vereinfacht. Menschen, die ihren Geschlechtseintrag im Rahmen des TSG geändert haben, kämpfen nun um Entschädigung für gesetzlich angeordnete Körperverletzung. Quelle: Verband Queere Vielfalt
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weiß
Beim Begriff weiß handeltes sich um ein sozialpolitisch relevantes Konstrukt (vgl.Sow2011b), das alle Menschen umfasst, die nicht von Rassismus betroffen sind. weiß zu sein gilt noch immer als gesellschaftliche Norm und bedeutet über Privilegien zu verfügen, zum Beispiel beim Zugang zum Bildungssystem und Arbeitsmarkt. Im Gegensatz zum Begriff „Schwarz“, der als Alternative für diskriminierende Bezeichnungen entwickelt wurde und daher groß geschrieben wird, ist dies bei weiß nicht der Fall; er wird daher klein geschrieben. Quelle: Ein Glossar der Fachstelle Kinderwelten